Freitag, 12. Februar 2016

Nur noch kurz die Welt retten?

Am 5.September 1999 wurde in The New York Times Magazine der Artikel „The Singer Solution to World Poverty" (Singers Lösung zur Armut der Welt) von dem utilitaristischen Philosophen Peter Singer veröffentlicht.

Utilitarismus ist eine Philosophie, in der Werte und Verhaltensweisen nur dann anerkannt werden, sofern sie dem Einzelnen oder der Gesellschaft nützen (Nützlichkeitsprinzip).

Singer fordert in seinem Artikel seine Leser (und im Grunde auch jeden anderen) dazu auf, ihr gesamtes Einkommen, das über den statistisch gesehen lebensnotwendigen $30,000 pro Jahr liegt, an Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Oxfam America zu spenden. Denn nur so könne die Armut der Welt erfolgreich bekämpft werden. All diejenigen, die nicht nach diesem utilitaristischem Prinzip handeln, müssen sich laut Singer damit abfinden, ein moralisch nicht korrektes Leben zu führen und den Tod unschuldiger Kinder zu verantworten.

Andere Utilitaristen stellen fest, „Das Böse dieser Welt sei das Erzeugnis derer, die zwischen sich selbst und anderen unterscheiden."

Utilitarist zu sein fordert Unvoreingenommenheit, Uneigennützigkeit bis hin zur Selbstverleugnung.


Wäre unsere Welt eine bessere, wären wir alle absolut vernünftige Heilige, moralische Helden und Retter der heutigen Gesellschaft?
David Brooks beantwortet diese Frage in dem Artikel „A Question of Moral Radicalism"(Eine Frage des moralischen Radikalismus), erschienen am 12.Februar 2016 in „The New York Times International Weekly".

Brooks erläutert warum die Welt ein weniger glücklicher Ort wäre, führten wir alle ein Leben des moralischen Heldentums als moderne Heilige.

Laut Brooks ist Fanatismus, auch wenn es sich um die Linderung von Leiden handelt, immer noch Fanatismus, welcher unweigerlich die Existenz von auf Gegenseitigkeit beruhenden Beziehungen erschwert und durch übermäßige Askese unnötiges Leiden wiederum hervorruft.

Außerdem ist die menschliche Liebe am stärksten, ist sie intim und persönlich. Eine allumfassende Liebe würde die Wärme dieser Liebe gänzlich verlieren. Wir würden vereinsamen bei dem Versuch, unsere Liebe mit der ganzen Welt zu teilen.

Das Unterfangen, die Menschheit retten zu wollen würde jeden von uns weniger menschlich machen, denn es fordert von uns, die Eigenschaft, die uns menschlich macht, zu unterdrücken: Unsere Unvollkommenheit.

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